Lusorama
30 Jahre Lusorama

 

30 Jahre und 100 Ausgaben von Lusorama: Rück- und Ausblick

Die bisherigen 100 Ausgaben der Zeitschrift Lusorama umfassen 13.556 Druckseiten, die bislang 39 Bände der drei Beiheftreihen weitere 9.358 Seiten. Als Publikationsorgan der internationalen Lusitanistik ist die Zeitschrift fest etabliert. Als Lusorama -- der Name ist eine Kurzform von «Luso-panorama», weswegen es auf portugiesisch o Lusoramaheißt -- im Jahr 1985 als kleinere Schwesterzeitschrift des Publikationsorgans des Deutschen Spanischlehrerverbandes, Hispanorama, von Michael Scotti-Rosin ins Leben gerufen wurde, war nicht abzusehen, daß der Zeitschrift über die Jahre ein solcher Erfolg beschieden sein würde. Durch Lusorama wurden die ersten beiden großen lusitanistischen Tagungen des wiedervereinigten Deutschlands 1990 und 1992 in Berlin initiiert, und in Lusorama wurde im März 1993 der Gründungsaufruf des Deutschen Lusitanistenverbandes e. V. veröffentlicht, der zur Verbandsgründung am 5. Juni 1993 in den Räumlichkeiten des Frankfurter TFM-Verlages führte. (1) Während in früheren Jahrzehnten lusitanistische Veröffentlichungen bei den etablierten romanistischen Zeitschriften bisweilen lange auf ihre Publikation warten mußten, konnten sie nunmehr relativ zügig begutachtet und gedruckt werden. Weitere Buchreihen und Aktenpublikationen, die im Gefolge der bisherigen Deutschen Lusitanistentage entstanden, haben inzwischen für eine bunte Vielfalt lusitanistischer Veröffentlichungen auf dem deutschen Buchmarkt gesorgt. Das Interesse insbesondere an Brasilien scheint weiter zuzunehmen, und es zeichnet sich ab, daß auch Angola immer mehr in den Vordergrund rückt. Auch wenn die derzeitigen universitären Strukturen im Zuge der sogenannten 'Bologna-Reform' und der mit ihr einhergehenden Departamentalisierung des Geistes dem weiteren Auf- und Ausbau der universitären Lusitanistik zunächst nicht gerade förderlich zu sein scheinen, wird die Kraft des Faktischen langfristig dazu führen, daß die nach dem Spanischen zweitgrößte romanische Sprache Portugiesisch früher oder später an den meisten Universitäten als eines der Kernfächer der Romanistik zum Studienangebot dazugehören wird. Bereits in unserem Vorwort zur 50. Ausgabe von Lusorama (Juni 2002, S. 5-8) haben wir darauf hingewiesen, daß Romanische Seminare, die ohne das Portugiesische auskommen zu können meinen, künftig wohl das Nachsehen haben dürften. Es ist allerdings abzusehen, daß im 21. Jahrhundert asiatischen Sprachen ein größerer Stellenwert zukommen und das Englische sowie die romanischen Sprachen weltweit an relativer Bedeutung verlieren werden; dennoch dürften Spanisch, Portugiesisch und vermutlich auch Französisch noch lange Zeit zu den großen und wichtigen Weltsprachen zählen. Im deutschen Gymnasialunterricht wird freilich wohl in einigen Jahrzehnten, wenn erwartungsgemäß mindestens eine asiastische Sprache zum Kanon der gymnasialen Fremdsprachen gehören wird, lediglich das Spanische einen festen Platz behaupten können. Mit dem Englischen und Chinesischen werden Französisch oder Portugiesisch als Schulfremdsprachen langfristig sicherlich nicht mehr zu konkurrieren vermögen.

Nach dreißig Jahren möchten wir unseren Leserinnen und Lesern, den früheren und derzeitigen Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats der Zeitschrift sowie insbesondere Herrn Teo Ferrer de Mesquita, der Lusorama von 1988 bis 1999 als Verleger förderte, herzlich danken. Auch der Deutsche Spanischlehrerverband, der unter seinem inzwischen verstorbenen ehemaligen Präsidenten Anton Bemmerlein die Gründung der Zeitschrift überhaupt erst ermöglichte, sowie das Instituto Camões, das mehrere Jahre lang -- bis zum Jahrgang 2000 -- eine erhebliche Zahl von Abonnements für dessen internationalen Verteiler bezahlte, dann allerdings aber die Kosten für die bezogenen und in seinem Auftrag in die ganze Welt versandten Abonnements der Jahre 2001-2003 bis heute schuldig blieb und erst mit Schreiben vom 6. Februar 2004 mitteilte, keinerlei Zahlung für diese drei Jahrgänge leisten zu wollen (siehe Lusorama57-58 [Mai 2004], S. 7-15), was zu einem erheblichen Defizit führte, das bis heute nicht ausgeglichen werden konnte, sind hier zu erwähnen.

Die Zeitschrift lebt von der Qualität der eingesandten Beiträge; sie will auch zukünftig ein Forum für die deutschsprachige und internationale Lusitanistik -- mit ihren Teilgebieten Portugalistik, Brasilianistik, Galicistik, Afrolusitanistik und Kreolistik -- sein und die lusitanistischen Studien im deutschsprachigen Raum weiterhin fördern. Wir sind allerdings darauf angewiesen, daß möglichst viele Lusitanisten sie auch privat abonnieren, da die Zahl der Bibliotheksabonnements nicht ausreichen würde, ihren Fortbestand dauerhaft zu sichern. Wir hoffen und wünschen, daß Lusorama seine Aufgabe auch weiterhin erfüllen möge.
 

Luciano Caetano da Rosa / Axel Schönberger / Michael Scotti-Rosin

 

1. Siehe Dietrich Briesemeister / Axel Schönberger: «Geschichte der Lusitanistik in Deutschland», in: Dietrich Briesemeister / Axel Schönberger (Hrsg.): Portugal heute: Politik -- Wirtschaft -- Kultur, Frankfurt am Main: Vervuert, 1997, S. 857-888, insbesondere S. 869-874.